Message-Podium 3-2014
Software-Journalismus
Die Roboter kommen
Im Jahr 2014 sind Roboter und Algorithmen im Journalismus nicht die Zukunft; sie sind die Gegenwart. Die Bilder einer Drohne gewannen in diesem Jahr einen World Press Photo Award; die iPhone-App »Wibbitz« formt auf Knopfdruck eine Online-Seite in einen Nachrichtenclip mit Bild und Ton um; und wenn man sie mit Daten füttert, erstellt die Software von »Narrative Science« Spielberichte und Unternehmensporträts, die sich tatsächlich so lesen, als wären sie von Menschen geschrieben. Wenn Programme das heute schon können – wie sieht dann erst die Zukunft des digitalen Journalismus aus?
Diese Frage trieb im März 2014 Programmierer, Wissenschaftler und Journalisten aus der ganzen Welt zur Konferenz »Groundbreaking Journalism« nach Berlin. Message präsentiert auf den folgenden Seiten eine Auswahl der Tagungsberichte, die uns die Veranstalter iRights.Lab und Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation freundlicherweise zur Verfügung stellten. Manches, was von den Autoren vorgezeichnet wird, mag man als diskussionswürdig ansehen, manches gar als bedrohlich. In absehbarer Zeit, schreibt der renommierte Datenjournalist Lorenz Matzat in seinem Beitrag (beginnend unten auf dieser Seite), werde Roboterjournalismus »für das, was heute im alltäglichen Nachrichtengeschehen als Journalismus gilt, allemal reichen«. Wer aber kontrolliert dann die Programme, die solche Texte schreiben? Auf der Podiumsdiskussion (ab Seite 65) wurde klar, dass es einer Clearingstelle bedürfte, einer Art moralisch-politischen TÜVs für journalistische Software. Welche Möglichkeiten sich derweil bieten, wenn Journalisten mit Informatikern zusammenarbeiten, zeigen Programme wie »Overview«. Mit dem Tool des amerikanischen Entwickler-Journalisten Jonathan Stray (s. Seite 67) lassen sich riesige Aktenmengen à la Wikileaks sortieren und strukturieren. Wer freilich glaubt, die Technik der jungen Generation überlassen zu können, wird auf Seite 69 widerlegt: Die Vorstellung vom »Digital Native«, der mit Handy und Tablet aufwächst und deshalb viel begabter für Technisches ist, ist nämlich falsch. Alle müssen sich also an Roboterjournalismus gewöhnen – nicht nur 1.0-Journalisten.
Noch sehen wir nur Ansätze, aber durch die technologische und
ökonomische Entwicklung werden Algorithmen auch im Journalismus
immer stärker verwendet. Sie könnten das Internet zumüllen und
manipulieren – oder aber die journalistische Qualität heben.
von Lorenz Matzat
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Schon heute können Programme Texte automatisiert schreiben. Andere Software kann helfen, Artikel vorzubereiten oder zu verbreiten. Doch wer kontrolliert diese Algorithmen?
von Stefan Mey
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Das Projekt Overview von Associated Press soll helfen, Dokumentenberge auszuwerten. Software wie diese wird in Newsrooms bisher kaum verwendet. Entwickler-Journalisten wollen diese Kluft schließen.
von David Pachali
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