Rechtsextremismus
Heikle Recherchen im Dunstkreis der NSU
Jens Eumann schreibt seit zehn Jahren über Rechtsextreme in Sachsen. Ein Interview über die Arbeit in »braunen Nestern«, die schwierige Quellenlage und unverfrorene überregionale Kollegen
von Lutz Mükke
Die Rechtsextremen haben Sie gerade richtig schön an der Nase herumgeführt. Ärgert Sie das?
Eumann: Sie meinen den Thor-Steinar-Laden? Moment mal! Da hat unsere Recherche doch vielmehr die Scheinheiligkeit von Betreiber und Marke entlarvt, was auch dem Letzten klar gemacht haben dürfte, dass die Szene und auch die Marke ganz bewusst mit geschmackloser Menschenverachtung kokettieren. An der Nase herumführen lassen haben wir uns damit, denke ich, keineswegs.
Aber offensichtlich ist die Freie Presse doch Teil deren Kommunikationsstrategie geworden?
Der Reihe nach! Es ist richtig, dass uns die E-Mail eines angeblich »besorgten Familienvaters« erreichte, der uns auf die Eröffnung eines Thor-Steinar-Ladens in der Chemnitzer Innenstadt hinwies und auf den besonderen Skandal mit dem Namen des Ladens: Brevik, verwechselbar ähnlich mit dem des rechtsextremen Attentäters, der in Norwegen letztes Jahr 77 Menschen tötete. Neben Protesten vorab lieferte auch diese E-Mail Anlass, über das Geschäft zu recherchieren. Insoweit kann man das als Teil der Strategie des Ladenbetreibers sehen. Doch schon während der Recherche kam heraus, dass der E-Mail-Absender offenbar kein besorgter Vater war, sondern der Betreiber des Geschäfts selbst, der mit dem Skandal bewusst provozieren und die Medien benutzen wollte.
Was genau stand in der E-Mail?
Der Satz lautete: »BREVIK, Vermutlich anheimelnd an den Massenmörder Breivik. Lassen Sie nicht zu, dass morgen dieses Ladengeschäft eröffnet.« Mein Kollege aus der Lokalredaktion ist auch gleich los, um vor Ort zu recherchieren. Ich selbst wurde bei späteren Recherchen des Ladens verwiesen. Bei Telefonaten mit dem niederbayerischen Vermieter kam das mit der E-Mail raus. Wir haben neben den Protesten auch über diese E-Mail und ihren Ursprung berichtet.
Die Story lief über den ganzen Erdball. Wahrscheinlich haben Sie damit einen massenmedialen Gruß an Herrn Breivik zugestellt.
Dass die Geschichte übers Internet und Agenturen diese Dimensionen angenommen hat, zeigt, dass die skandalöse Assoziation auf der Hand lag, unabhängig vom Ursprung der Mail. Die Frage ist doch, wie gehe ich als Journalist mit Rechtsextremen generell um …
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