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Die Crowd im Gepäck
Seit zwei Jahren sind Lisa Altmeier und Stefanie Fetz als Crowdspondent unterwegs. Im Auftrag der Netzgemeinde berichteten die beiden 27-Jährigen bisher aus Brasilien und Deutschland. Derzeit ist die dritte Reise in Planung – es geht nach Japan.
Ein Interview von Petra Maier
Message: Ihr bezeichnet eure Arbeit bei Crowdspondent als „neue Form des Journalismus“. Was unterscheidet Euch von anderen?
Stefanie Fetz: Wir sehen uns als die persönlichen Reporter unserer Leser. Auf unseren Reisen nehmen wir die Themenvorschläge und Fragen der Crowd auf und versuchen, sie umzusetzen. Dazu stehen wir in engem Kontakt mit unseren Lesern – sie können uns anschreiben und wir antworten auch. Deshalb wissen wir nie, was uns vor einer Reise erwartet: Am Anfang ist es ein großes, weißes Blatt und am Ende stehen ganz viele Geschichten darauf, die wir zusammen mit der Crowd entwickeln.
Was braucht man, um ein solches Projekt zu starten?
Man muss Lust haben, etwas auszuprobieren. Und gleichzeitig Mut, diesen Schritt zu wagen und es einfach mal zu versuchen. Das kann auch schiefgehen.
Also ist Scheitern für euch nicht schlimm?
Scheitern ist eine Option, die man immer bedenken muss. Wir haben vergangenes Jahr ein Crowdfunding gemacht – da wussten wir anfangs auch nicht, ob es funktioniert. Am Ende hat es geklappt und wir haben uns total darüber gefreut. Aber man kann nie sicher sagen, ob das Geld zusammenkommt. Im Moment läuft unser zweites Crowdfunding für unsere Japan-Reise. Wir hoffen natürlich, dass wir auch hier wieder die Summe zusammenkriegen.
Als Gründerinnen müsst Ihr auch Unternehmerinnen sein. Schafft Ihr das neben eurer journalistischen Tätigkeit?
Wenn man selbst etwas gründet, kommen wirklich viele unternehmerische Dinge auf dich zu, an die du anfangs gar nicht denkst. Als wir die Idee zu Crowdspondent hatten, dachten wir ja nicht gleich, „Okay, wir gründen jetzt“. Das kam erst so Schritt für Schritt. Mittlerweile gehören schon viele unternehmerische Dinge zu unserer Arbeit. Aber ich denke, dass das bei jedem freien Journalisten so ist.
Seht Ihr Euch inzwischen als Marke?
Crowdspondent ist mittlerweile eine Marke, klar, weil es einen Namen hat. Es ist nicht bei einem einmaligen Versuch geblieben, sondern wir haben immer weitergemacht. Aber uns selbst sehen wir nicht als Marke.
Ihr beide steht als Personen bei dem Projekt aber schon sehr im Vordergrund.
Ja, weil wir teilweise auch vor der Kamera stehen. Ich finde es gut, wenn man weiß, wer für einen berichtet. So kann man auch einschätzen, welchen Hintergrund die Person hat.
Ihr kommuniziert viel über Facebook und Twitter mit euren Lesern. Welche Rolle spielen Social Media für Crowdspondent?
Eine sehr große, da wir so die meisten Menschen erreichen können. Über unsere Social Media-Kanäle hat das von Anfang an auch gut geklappt, dass Leute da mitgemacht haben. Wir unterschieden als Journalisten gar nicht mehr wirklich zwischen Media und Social Media – das sind alles Kommunikationsmittel für uns.
Welche Tipps hast du für junge Journalisten?
Da gibt es zwei Dinge. Zum einen: Man sollte sich trauen, selbst etwas auszuprobieren und journalistische Projekte zu starten. Und zum anderen sollte man Leute fragen, die sich damit auskennen und die vielleicht schon etwas Ähnliches gemacht haben. Es ist immer gut, sich auszutauschen und so kann man von deren Erfahrungen lernen.