Populismus
(K)eine Bühne für die AfD?
Die Einladung von netzwerk recherche an Alexander Gauland hat die Diskussion zum Umgang mit der rechtspopulistischen Partei neu entfacht. Ein Stimmungsbild.
„Einladungen an Dieter Stein von der Jungen Freiheit im vergangenen Jahr, nun Alexander Gauland und nächstes Jahr dann an Björn Höcke? Das kann nicht der richtige Weg des investigativen Journalismus im Umgang mit Rechts sein. Für eine so wichtige Tagung würde ich mir wünschen, verstärkt an neuen Konzepten zum Umgang mit Menschen- und Demokratiefeinden zu pfeilen und zum Beispiel Wissenschaftler und Präventionsexperten einzuladen, nicht aber gefährliche Anheizer des sozialen Unfriedens. Eine schonungslose Selbstreflexion unserer Medienarbeit ist aus meiner Sicht mehr als erforderlich.“
von Andrea Röpke, Expertin für Rechtsextremismus
Es kann im Journalismus nie nur darum gehen, über Menschen zu sprechen. Es muss immer auch darum gehen, mit ihnen zu sprechen! Das ist im Übrigen ein zentraler Anspruch der Jahreskonferenz von netzwerk recherche. Wer den Hang zum Richten hat, so wie der Journalismus, darf sich einer Auseinandersetzung nie entziehen! Die AfD sitzt in den Parlamenten, sie ist Teil unseres politischen Alltags und sie wird so schnell nicht wieder gehen. Erst recht nicht, wenn wir sie ignorieren.“
von Julia Stein, 1. Vorsitzende netzwerk recherche
„Die AfD ist erfolgreich und kompliziert. Sie verbindet klassische konservative mit neurechten, völkischen, extrem rechten Positionen. Sie gibt sich als Opfer der Medien und profitiert doch erheblich von den medialen Reflexen – und von der behaupteten Opferrolle. Selbstverständlich ist es interessant, richtig und wichtig, mit einem ihrer führenden Vertreter über all das zu reden; ihm kritische Fragen zu stellen und seine Antworten zu hören, gerade auf einem Kongress mit und für Journalisten. Was denn sonst?“
von Stefan Niggemeier, Medienjournalist
„Erstens: Neugier gehört zu den Kerntugenden von Journalisten. Warum sollte man sie ausgerechnet bei einer Partei unterdrücken, die erstmals in den Bundestag einziehen kann. Zweitens: Die Weigerung, mit der AfD zu reden, würde der Partei einen großen Gefallen erweisen – ihrem Opfer-Mythos reichlich Nahrung geben. Daher: Ich freue mich auf das Gespräch von drei kritischen Journalisten mit Alexander Gauland. Welche Fragen haben sie an ihn, welche Argumente hat er? Was wird passieren auf der Bühne? Ich bin neugierig.“
von Stephan Lamby, Autor und Produzent