#nr22 | Auszeichnung | Krisenberichterstattung
„Ich kann mich nur verneigen“
Arndt Ginzel erhält den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2022 für seine mutige Berichterstattung aus dem Krieg in der Ukraine
Der freie Fernsehreporter Arndt Ginzel ist mit dem Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen 2022 ausgezeichnet worden. Auch, aber nicht ausschließlich für seinen Film „Die Straße des Todes“ (ZDF), den Laudator Christoph Reuter eine „lange, beklemmende Fahrt in den Wahnsinn von Putins Invasion“ nannte. Er sei ein bisschen neidisch gewesen, sagte der Spiegel-Reporter, weil Ginzel zu früh so tief aus der Ukraine berichten konnte, und schloss seine Laudatio mit den Worten: „Ich kann mich nur verneigen.“
„Arndt Ginzel ist mit seinen Recherchen wie kaum jemand sonst vor Ort russischen Kriegsverbrechen nachgegangen und hat damit dem deutschen Publikum auf herausragende Weise die Schrecken dieses Krieges Nahe gebracht“, würdigte Daniel Drepper, Vorsitzender von Netzwerk Recherche (NR), den Preisträger.
Ginzel berichtet während des russischen Angriffskrieges – hauptsächlich für das ZDF – aus der Ukraine und begibt sich mitten in die Frontregion. Während er recherchiert, riskiert er sein Leben – und hält trotzdem seine hohen journalistischen Standards ein.
Mit dem Leuchtturm ehrt NR aber nicht nur seine jüngere Arbeiten. Bereits seit der Besetzung der Krim durch Russland im Jahr 2014 recherchierte Ginzel zu prorussischen Separatisten. Außerdem berichtet Ginzel immer wieder auch im ZDF-Magazin frontal unter hohem persönlichem Einsatz über radikale Coronaleugner:innen und Rechtsradikale in Deutschland, die zu Gewalt gegen Politiker:innen aufrufen.
Als freier Journalist geht Ginzel dabei ein besonderes Risiko ein. Mit diesem Preis möchte NR deshalb auch die Arbeit anderer freier Journalist:innen würdigen und sich für umfassende Unterstützung und bessere Arbeitsbedingungen aussprechen.
„Seit Ausbruch des Krieges ist einmal mehr deutlich geworden, wie schwach viele deutsche Redaktionen im Ausland aufgestellt sind – und wie prekär die Lage von freien Kolleg:innen ist, die diese Lücken füllen sollen. Diese Auszeichnung soll ein Licht auf die unzureichenden Bedingungen werfen, unter denen viele freie Kolleg:innen vor allem in der Recherche und im Ausland oft arbeiten müssen“, sagte Drepper.
Der Preisträger selbst dankte seinem Team in der Ukraine („auch Freie“) und seinem Kameramann („auch frei“), ohne die „dieser Film nie möglich gewesen“ wäre. Ausdrücklich bedankte er sich auch bei der frontal-Redaktion.
12. Oktober 2022