Lokalkrimis
Das wohlige Grauen vor der Haustür

Gelangweilt vom Tagesgeschäft zwischen Ratssitzung und Grundsteinlegung versuchen sich viele Lokaljournalisten als Krimischreiber und prägen eine neue Gattung mit: den Lokalkrimi.

von Hans J. Kleinsteuber

Im Zeitalter der Globalisierung wird die Heimat immer wichtiger. Und die Lokalzeitung kennt unsere Bedürfnisse nach Überschaubarkeit, sie filtert für uns die bedrohlich wirkenden Nachrichten aus einer zunehmend in Trümmern liegenden Welt.

Die Heimat als letzter Rückzugsort? Wenn, ja wenn da nicht eine andere, neue Bedrohung wäre. In der so einladend scheinenden Region droht tatsächlich der heimtückische Tod. Rasch zunehmend versinkt die vertraute Nähe im Blut – zumindest, wenn man dem Boom der Lokalkrimis folgt.

Unter den Autoren sind dabei auffällig viele Lokaljournalisten. Und wenn die unter die Krimischreiber gehen, besteht eine gute Chance, dass auch der Mediensektor eine Rolle spielt.

Das Verfassen von Büchern dient Journalisten oft als Gegengewicht zu den professionellen Belastungen, dem fremdbestimmten Schreiben unter hohem Zeitdruck. Es bleibt die Sehnsucht, mit eigener Taktung und Themenwahl loszufabulieren. Den meisten schriftstellernden Journalisten geht es dabei weniger um Broterwerb, nur ganz wenige können davon leben. Es geht um eine freie, fast magische Gegenwelt zum täglichen Einerlei.

Dazu bietet der Krimi mit seinen extremen Charakteren, wilden Plots und ausgefallenen Locations beste Voraussetzungen. Ist der ermittelnde Held gar ein Journalist, so entsteht eine viel farbigere und widersprüchlichere Figur als der gestrenge Polizeiermittler der klassischen Krimis.

Meuchler auf dem Land

Beispiel Siggi Baumeister: ein offensichtlich frei arbeitender Journalist in der Eifel, der regelmäßig über Leichen stolpert. »Eifel-Kreuz« ist der dreizehnte Roman mit dem recherchierenden Helden Baumeister und immer noch wundert man sich, welche Untaten sich Meuchler in der Provinz ausdenken.

In »Eifel-Kreuz« wurde ein Jugendlicher auf dasselbe genagelt. Baumeister klärt nicht nur auf, er weiß die Morde auch zu vermarkten und ruft seinen Kontaktmann beim Hamburger Nachrichtenmagazin an: »Ich habe eine mögliche Geschichte. Hier ist ein achtzehnjähriger Gymnasiast erst erschossen und dann gekreuzigt worden beziehungsweise vielleicht auch umgekehrt.« »Gekreuzigt? Ist die Eifel derart zurückgeblieben, dass dort noch gekreuzigt wird?« Er lachte meckernd. »So sieht es aus.« »Gibt es Bilder?« »Ab morgen Nachmittag.«

Dann geht das Geschachere zwischen dem Nachrichtenlieferanten und dem Mann vom Magazin …

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