Daniel Pearl Award
Undercover in Harare
Das Regime von Mugabe terrorisiert Simbabwe. Eine Reporterin der LA Times ermittelte dort verdeckt in einem Milieu aus Angst und Gewaltverbrechen. Für Message protokolliert sie ihre Recherche.
von Robyn Dixon
Am Flughafen von Bulawayo gibt es keine Computer. Die Wahrscheinlichkeit, dass Beamte unter diesen Umständen eine ausländische Journalistin aufgreifen, ist geringer. Ich zog mich nicht wie eine Journalistin an (Cargohose, afghanisches Halstuch, Stiefel und Rucksack), sondern eher wie eine Touristin (weich fallender Baumwollrock, abgenutzte Handtasche, Sandalen) und trug ein zerlesenes Exemplar des Lonely Planets bei mir.
Ich hatte das gleiche Problem wie viele Korrespondenten, die illegal in Simbabwe arbeiten: Es war schwer, an die Kriegsveteranen, treuen Anhänger und Spitzel der Regierungspartei heranzukommen – also an den Machtapparat von Präsident Mugabe.
Ich hatte Menschen interviewt, die man in Gefangenschaft fast verhungern ließ, weil sie die Opposition unterstützten; Menschen, die an Aids starben, weil sie keine Medikamente bekamen; und frustrierte Ärzte, denen für die Behandlung ihrer Patienten die Arznei fehlte. Ich hatte Mitglieder einer Untergrundbewegung getroffen, Geistliche und oppositionelle Aktivisten, die alle gegen das Regime arbeiteten.
Aber bevor ich Anfang 2007 einen Fuß in das Büro eines hochrangigen Funktionärs der regierenden Zimbabwe African National Union – Patriotic Front (ZANU-PF) setzte, hatte ich wenig Gelegenheit, die Machenschaften der Regierungspartei zu durchleuchten. Ich hatte zuvor nur telefonischen Kontakt mit diesem Funktionär gehabt, und zwar während meines einzigen offiziellen Besuchs Simbabwes anlässlich der Wahlen im Jahre 2005.
Vergilbte Fotos von Helden und Märtyrern
Im Jahr 2007 hatte sich die Regierungspartei gespalten. Das war für mich eine Chance, barg aber auch Risiken. Der hochrangige Funktionär, den ich aufsuchen wollte, ein Kriegsveteran und Hardliner, würde mir vielleicht etwas über die inneren Konflikte der Regierungspartei erzählen. Vielleicht würde er aber auch die Polizei rufen.
Auf journalistische Arbeit ohne Genehmigung standen zwei Jahre Gefängnis – falls man nicht auch noch der Spionage bezichtigt wurde. Und Genehmigungen wurden kaum erteilt.
Alles, was ich im Büro eines hochrangigen Funktionärs der Regierungspartei Simbabwes erwartet hatte, war vorhanden: ein Porträt von Präsident Robert Mugabe, vergilbte Fotos von Helden und Märtyrern des Befreiungskampfes. Es gab nur eine Unstimmigkeit: die Worte des Funktionärs. »Die Menschen liebten Mugabe. Wir liebten Mugabe«, erklärte er und bot mir Tee an. Er sprach in der Vergangenheitsform.
Die gleiche Desillusionierung fand ich bei Polizeikommissaren, Militäroffizieren, Mitgliedern der Regierungspartei und sogar bei Mitarbeitern des Geheimdienstes Central Intelligence Organization (CIO).
Angst vor der Geheimpolizei
Es schien, als hätte jeder in Simbabwe Grund zur Angst. Angehörige der Elite fürchteten, in Ungnade zu fallen und ihre Privilegien sowie ihr Vermögen zu verlieren – oder als Verräter verhaftet zu werden. Kaufleute und Einzelhändler hatten Angst, wegen Schwarzmarktgeschäften oder Verstößen …
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