Crossmedia-Ausbildung
Fit für die crossmediale Zukunft

Die Volontärsausbildung muss sich verändern: Die Leipzig School of Media hat ein Konzept entwickelt, das Erfordernisse des Journalismus im Web-2.0-Zeitalter ernst nimmt.

von Michael Geffken

Die Volontärsausbildung in Deutschland hat sich im Kern seit über 30 Jahren nicht verändert – Medien und Journalismus schon. Diese Erkenntnis führte auf der Konferenz »Journalism reloaded«, die im Juli 2011 auf dem Campus der Leipzig School of Media (LSoM) eine Standortbestimmung zum Thema vornahm, zu intensiven Diskussionen. Journalistische Praktiker aus vielen deutschen Medienunternehmen, Wissenschaftler und Journalistenausbilder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren sich einig: Die Volontärsausbildung muss auf die Veränderungen konstruktiv reagieren – vor allem auf die Veränderungen im Verhalten der Mediennutzer, die Veränderungen der Medienangebote und -kanäle sowie die Veränderungen in der Medienökonomie.

Arbeit einer Projektgruppe

In einer Projektgruppe unter der Leitung von Michael Haller hat die LSoM ein Konzept für eine neue Volontärsausbildung entwickelt und im Sommer 2012 mit leitenden Redakteuren aus deutschen Verlagshäusern intensiv diskutiert.

Ausgangspunkt der Konzeptentwicklung waren drei Thesen, die die Quintessenz aus der Konferenz »Journalism reloaded« bildeten:

These 1: Perspektivenwechsel

Die Journalistenausbildung muss einem veränderten Leitbild des Journalistenberufs folgen, das mehr umfassen muss als das neue Schlagwort Crossmedialität:

  • Weg vom Einbahnstraßenjournalismus, der seine Inhalte und seine Sicht der Dinge an ein passiv rezipierendes Publikum vermittelt, hin zu einem dialogischen Journalismus, der die Perspektive der Nutzer berücksichtigt und aus deren Sicht recherchiert, nachfragt, berichtet und kommentiert.
  • Weg von einem Aussagenproduzenten, der das immerselbe Medium füttert, hin zu einem (Mit-)Gestalter des Medienprozesses, der seine Themen channelgerecht gestaltet und zudem über Moderatorenkompetenz verfügt.

Diese neuen Kompetenzen sollen die bestehenden handwerklichen Fertigkeiten nicht ersetzen, sondern erweitern.

These 2: ein »lernendes System« werden

In der überwiegenden Zahl der Zeitungsredaktionen sind die Ausbildungsroutinen festgezurrt. Viele für die Ausbildung Zuständigen sind nicht mehr in der Lage, die mit dem Crossover der Medienproduktion und -rezeption verbundenen erweiterten Kompetenzen zu vermitteln.

In den meisten Redaktionen lernen die Volontäre das Blattmacherhandwerk nach Maßgabe des überkommenen Selbstverständnisses, das die Redakteure erwarben, als sie selbst in den Beruf eintraten.

Die in der crossmedialen Welt sich dynamisch verändernden redaktionellen Aufgaben erfordern ein kontinuierliches Weiterlernen und -entwickeln auch auf der Workflow-Ebene. Die Redaktionen müssen sich in Zukunft selbst als ein »lernendes System« definieren und entsprechend ihre Organisationsmuster weiterentwickeln …

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