Editorial
anstelle der brennenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins Newsweek könnten viele westliche Medien in die Fotomontage auf unserem Titelblatt eingefügt werden. Pars pro toto steht der amerikanische Titel für die gefährliche Ambivalenz von notwendiger Information und vermeintlicher Invektive. Wir meinen, in der emotional aufgeheizten Atmosphäre um das Mohammed-Video und die Islam-Cartoons fehlt es auch auf journalistischer Seite oft an verantwortungsvoller Orientierung. Darüber ließe sich trefflich lamentieren. Doch will Message einen Schritt weitergehen und wissen, wie Journalisten zum Dialog zwischen den Kulturen beitragen können.
Mit welchen journalistischen Standards Al Jazeera versucht, sensibel und gradlinig Kulturbrücken zu bauen, dazu haben wir den Nachrichtenchef des Senders, Ibrahim Helal, interviewt. Seine jahrzehntelange Erfahrung als Auslandskorrespondent resümiert Willi Germund. Sein Fazit: Die Rolle als »Dolmetscher zwischen den Kulturen« kann nur ausfüllen, wer Fachwissen über sein Berichtsgebiet und Einfühlungsvermögen verbindet. In diesem Zusammenhang lohnt auch der Blick nach Lateinamerika. Nicht ohne Widerstände entwickelt sich dort der transnationale Fernsehkanal Telesur, konzipiert als Gegenpol zu CNN. Dazu ein Senderporträt von Leticia Hillenbrand.
Darüber hinaus bietet Ihnen auch die aktuelle Message-Ausgabe wieder viel Hintergründiges zu Recherchefragen: So hat Mária Huber Missionseifer, Faulheit und Naivität beobachtet, sobald manche westliche Journalisten über USAID, Putin und Pussy Riot berichten. Kate Willson beschreibt, wie sie ihre monatelange, grenzüberschreitende Recherche über den illegalen Handel mit menschlichem Gewebe zum Erfolg führte. Und Manfred Redelfs erklärt, warum beharrliche Recherchen zu Olympia die immer noch großen Schwächen des deutschen Informationsfreiheitsgesetzes offenlegten.
Dass Sie das aktuelle Heft mit Gewinn lesen und dass Sie die Lektüre darin bestärkt, sich für Qualität im Journalismus starkzumachen, das wünschen sich
Kommentar hinterlassen