Forschung
Vorsicht vor Hypes
Forscher übertreiben ihre Studienergebnisse und Wissensredakteure schielen nur auf auflagenträchtige Schlagzeilen, diagnostizieren Wissenschaftsakademien. Die Kritik ist oft berechtigt, ein neuer Presserat aber nicht vonnöten, findet Martin Schneider, Vorsitzender der Wissenschafts-Pressekonferenz.
Der Sommer 2014 hat gute Chancen, als Sommer der Wissenschaftskommunikation in die Annalen einzugehen. Wohl selten gab es so viele Initiativen, die das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit hinterfragen und verbessern wollen wie in diesem Jahr. So gab es einen »Siggener Aufruf« einer Gruppe von Wissenschaftskommunikatoren und -journalisten, einen viel beachteten Workshop der Volkswagenstiftung und – von zentraler Bedeutung – die Stellungnahme einer Arbeitsgruppe der Akademien der Wissenschaft »Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien«.
Stirnrunzeln statt Beifall
Ein Team von Wissenschaftlern und Journalisten unter Leitung des Wissenschaftssoziologen Peter Weingart stellte darin nach über zweijähriger Analyse dem großen Bereich der Wissenschaftskommunikation kein gutes Zeugnis aus; die Gruppe erarbeitete 13 Empfehlungen für Wissenschaft, Politik und Medien, wie sich der Journalismus und die Kommunikation von Wissenschaft verbessern lassen könnten. Ein verdienstvolles Anliegen, sollte man meinen. Warum gerade jetzt, sei dahingestellt; aber anscheinend war die Zeit reif dafür – das zeigen auch die zum Teil sehr engagierten Repliken, die auf die Stellungnahme folgten. Statt Beifall bekamen die Initiatoren ihr Papier von einigen Journalisten und Bloggern förmlich um die Ohren gehauen, und in der Szene der wissenschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit wurde zumindest die Stirn gerunzelt.
Die wohl zentrale Botschaft des Papiers lautet: In den letzten Jahrzehnten hat die Wissenschaftskommunikation zwar einen beispiellosen Boom erlebt. Pressestellen wurden ausgebaut, Wissenschaftsjahre ausgerufen und öffentlichkeitswirksam Schiffe wie die MS Wissenschaft und Züge wie der Science Express über deutsche Flüsse und Gleise geschickt. Dabei sei die Wissenschaftskommunikation aber mehr und mehr zum Marketing-Instrument geworden – und das verspiele Glaubwürdigkeit. Daher sei dringend eine Korrektur der Kommunikationsstrategien nötig. Nur leider, so die Stellungnahme der Akademien, erzielten »die von PR-Firmen entwickelten Werbeformate mit Kampagnencharakter das Ziel dialogischer Wissenschaftskommunikation genau nicht«.
Wer eine Weile in diesem Metier arbeitet, kann die Analyse nur …
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