#NR23 | Sicherheit

»Auf dem Silbertablett« (16. August 2023)

AnnkathrinWeis_Quelle_Privat_2

Journalistin und Sicherheitstrainerin Annkathrin Weis über den richtigen Gebrauch von Daten und mögliche Maßnahmen zum Schutz vor Hackerangriffen.

 

Annkathrin, wenn du dich ständig mit IT-Sicherheit und potenziellen Bedrohungen auseinandersetzt – witterst du hinter jeder Mail einen Phishingversuch?
Ich kann verstehen, wenn es anfangs zu Paranoia kommt, wenn man sich ständig mit dem Thema auseinandersetzt. Aber je mehr ich lerne, desto besser weiß ich auch, Gefahren realistisch einzuschätzen. Digitale Sicherheit umfasst viele verschiedene Ebenen und Techniken, die für viele von uns nicht alltäglich sind. Und Redakteur*innen in Redaktionen erhalten in der Regel Geräte samt Sicherheitsmaßnahmen, sodass sie sich weniger Gedanken machen müssen als Freie. (mehr …)

#NR23 | Prekarisierung

Eine Frage der ­Schmerzgrenze (16. August 2023)

Verena_Carl-4108_by Isadora Tast

Als freie Journalistin und Autorin ist das Schreiben Verena Carls Leidenschaft. Doch wegen schlechter Bezahlung muss sie Aufträge ablehnen, Abstriche bei der Recherche machen oder Ausbeutung hinnehmen.

 

Verena, Warum bist du freie Journalistin geworden?
Ich habe mehrere Jahre als festangestellte Redakteurin gearbeitet und nebenbei angefangen, Romane zu schreiben. Auf Dauer ging nicht beides parallel. Ich hatte damals die Vorstellung, dass ich meine Zeit besser koordinieren könnte, wenn ich frei arbeiten würde. Also habe ich gekündigt. (mehr …)

#NR23 | Qualität

»Wir brauchen einen Branchendiskurs« (16. August 2023)

Ingo_Dachwitz_Foto: Darja Preuss

Warum Aufträge von Regierungen Gift für die journalistische Unabhängigkeit sind, weiß Ingo Dachwitz. Der Redakteur von netzpolitik.org zieht selbst klare Grenzen.

 

Herr Dachwitz, um die 200 Journalist*innen wurden von der Regierung für Moderationen und andere Leistungen mit teils opulenten Honoraren bezahlt. Warum ist das ein Problem?
Weil es zu Interessenkonflikten kommen kann. Wenn man als Journalist*in in der Auftragnehmerrolle auftritt und Honorare von einer Organisation erhält, über die man berichterstattet, ist das problematisch. (mehr …)

#NR23 | Vielfalt

Leichter gesagt als getan (16. August 2023)

Die finnische Wissenschaftlerin Leealaura Leskelä war lange ­Chefredakteurin von Selkosanomat, einer Zeitung in leichter Sprache. Weshalb solche journalistischen Angebote wichtig, aber selten sind, ­erklärt die Expertin im Interview.

 

Frau Leskelä, warum sollte es Journalismus in leichter Sprache geben?
Weil jede Person das Recht hat, Informationen darüber zu erhalten, was im eigenen Land und auf der Welt geschieht. Ein Beispiel: Finnland ist vor kurzem der NATO beigetreten, obwohl die finnische Bevölkerung bislang mehrheitlich gegen den Beitritt war. Der Krieg brachte die Finn*innen zum Umdenken. Ohne Berichterstattung in leichtem Finnisch wären bis zu 14 Prozent der Bevölkerung von diesem Prozess ausgeschlossen gewesen. Dazu gehören übrigens auch in Finnland lebende Russ*innen, die Nachrichten in Standardfinnisch nur unzureichend verstehen. Durch leichtes Finnisch haben sie Zugang zu freiem Journalismus. (mehr …)

#NR23 | Vielfalt

»Männliche Kartoffelparade« (16. August 2023)

Amjahid Credit_Herby Sachs

Der freie Autor und Investigativjournalist Mohamed Amjahid über verzerrte Vielfalt im Journalismus und Wege, echte Diversität in Redaktionen zu erreichen.

 

Herr Amjahid, wie divers ist der Journalismus in Deutschland wirklich?
Der Anteil von nicht-weißen Menschen oder Menschen mit sogenannter Migrationsgeschichte in den Redaktionen ist im Vergleich zur Gesamtgesellschaft viel geringer. Ganz simpel ausgedrückt: Repräsentation von Menschen mit Migrationshintergrund ist nicht gegeben. (mehr …)

#NR23 | Handwerk

»Wenn der Leser der Held ­seiner Erkenntnis­reise wird, ist die Geschichte gelungen.« (16. August 2023)

Manuel-Stark FOTO: RAFAEL HEYGSTER

Manuel Stark ist Mitbegründer von Hermes Baby, einer Agentur für Erzähljournalismus, und dem Ressort Green bei der Zeit. Seine Reportagen verbinden empathisches Erzählen mit komplexen wissenschaftlichen ­Fakten. Ein Gespräch über die ­Widerborstigkeit der Wirklichkeit und wie man sie lesenswert zu Papier bringt.

Manuel, ein Grundsatz von Hermes Baby lautet: »Wir orientieren uns an Menschen und nicht an Themen.« Wie verwandelt sich eine spannende Themenidee zu einer Geschichte über einen Menschen?
Ich habe zwei Prozesse, der eine ist die viel schönere Form. Wenn ich unterwegs merke, dass die Person, mit der ich im Biergarten sitze, etwas Besonderes macht – das ist toll. Der Mensch ist mir dann vor dem Thema begegnet. Aber das ist, wenn man mit diesem Beruf seine Miete bezahlen will, eher die Ausnahme und nicht verlässlich. Verlässlich sind zum Beispiel Google Alerts für Themen, die mir etwas bedeuten – Biodiversität, Nachhaltigkeit, Mensch-Umwelt-Beziehungen. Das hilft mir, auf Ideen zu kommen, die ich spannend finde. Auf der Basis solcher Meldungen beginnt dann die Recherche, und die Geschichte entsteht auf dem Weg dahin. (mehr …)