Sicherheit
Verschlüsselt euch!

Wie man der Überwachung von Journalisten in Deutschland begegnen kann und was Klebeband damit zu tun hat.

von Torben Steenbuck

Platz 16 für Deutschland. Kein sehr schmeichelhaftes Ergebnis auf der Rangliste der Pressefreiheit 2017 von Reporter ohne Grenzen. Einer der Hauptgründe für die mittelprächtige Platzierung ist, dass in Deutschland Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste Journalisten überwachen. Die staatlichen Organe sind meist nicht an den Journalisten selbst interessiert, sondern an deren Quellen. Wie kann der garantierte Schutz von Informanten dennoch aufrechterhalten werden?

Im Visier?

Wie lässt sich überprüfen, ob man Ziel behördlicher Überwachung ist und wie kann man sich davor schützen? Neben der klassischen Telekommunikationsüberwachung, also beispielsweise dem Abhören von Telefonaten, sei die digitale Überwachung das größte Problem der gesicherten Kommunikation, so Markus Beckedahl von netzpolitik.org. Während im Fall der klassischen Überwachung ein Auskunftsersuchen ausreiche, das man an die

Jede verschlüsselte Mail macht es den Schnüfflern schwieriger. Foto: Christiaan Colen (CC BY-SA 2.0)

Jede verschlüsselte Mail macht es den Schnüfflern schwieriger. / Symbolbild: Christiaan Colen (CC BY-SA 2.0)

Sicherheitsbehörden schickt, sei die Überprüfung der digitalen Überwachung, zum Beispiel durch Selektorenlisten von Geheimdiensten, schwieriger aufzudecken. „Besonders die Erfassung und Analyse von Metadaten lässt sich beinahe unmöglich vermeiden. Also wann Sie mit wem kommuniziert haben und mit wem Sie sonst in Beziehungsnetzwerken stehen“, so Beckedahl.

„Verschlüsselte Kommunikation lautet das Zauberwort. Es tut nicht weh, ist leichter als viele glauben, kostet de facto nichts und erhöht deine Sicherheit und die deiner Quellen in so vielen Punkten“, erklärt Maik Baumgärtner, Redakteur beim Spiegel. Jede verschlüsselte Mail mache den Behörden Arbeit und verhindere, dass standardisierte Abhörmethoden aktiviert werden.

Kameras abkleben

Die vier Tools, die laut Baumgärtner in den Werkzeugkasten eines jeden Journalisten gehören, sind der Messenger Dienst Signal für das Handy, ein Jabba-Client für den PC, um verschlüsselt Nachrichten senden und telefonieren zu können, PGP (Pretty Good Privacy) für verschlüsselte Mails und die Software von VeraCrypt, um die Festplatte zu sichern. Darüber hinaus sei für das sichere und anonyme Surfen im Netz der Tor-Browser die attraktivste Lösung.
Wer danach noch immer unsicher ist, der sollte bei Besprechungen auf Mobiltelefone im Raum verzichten, die Kameras seiner Endgeräte abkleben und bei Interviews auf das persönliche Gespräch zurückgreifen, so Martin Knobbe, Baumgärtners Kollege beim Spiegel.

Wie soll es weitergehen?

Doch auch digitale Funkstille bringt keine vollkommene Sicherheit. „Es gab einen Fall, da hat der russische Geheimdienst eine Schreibmaschine anhand des Klackens der Tasten abgehört“, erzählt Baumgärtner. Auf lange Sicht müsse man die Rechtsprechung so anlegen, dass der Datenschutz und die Privatsphäre gleichsam mit dem technologischen Fortschritt geschützt werden, meint Knobbe. Der Staat tue jedoch alles, um die Utopie einer sicheren, lebenswerten und digitalen Gesellschaft, zu verhindern, so Beckedahl. Daher der einhellige Appell an alle Journalisten: Verschlüsselt euch!

16. Juni 2017