«Konnten wir da noch Journalisten sein?» – Krisenberichterstattung über Seenotrettung – (1. Oktober 2020)

DIE ODYSSEE DER SEA-WATCH 3: Am 12. Juni 2019 rettet die Sea-Watch 3 vor der libyschen Küste 53 Migranten in Seenot. Kapitänin Carola Rackete nimmt Kurs auf die italienische Insel Lampedusa, anstatt einen 47 Seemeilen entfernten libyschen Hafen anzusteuern. Laut inter-nationalem Seerecht müssen Gerettete an einen sicheren Ort gebracht werden. Ra-ckete entscheidet: Libyen ist für die Schiffbrüchigen nicht sicher. Bis Lampe-dusa sind es über 250 Seemeilen. Die ita-lienischen Behörden verhängen eine Ha-fensperrung und fordern Rackete mehr-fach auf, ihren Kurs zu ändern. Nach 21 Tagen auf See läuft die Sea-Watch 3 trotz Verbot in den Hafen von Lampedusa ein und rammt dabei ein Schnellboot der ita-lienischen Küstenwache. Noch im Hafen wird Rackete festgenommen und unter Hausarrest gestellt. Die Vorwürfe: Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Wider-stand gegen ein Kriegsschiff. Am 18. Juli 2019 stellt sich Rackete rund vier Stunden den Fragen der Staatsanwaltschaft und wird anschließend ohne Auflagen freige-lassen. // Foto: Jon Stone/Sea-Watch.org

Die NDR-Fernsehreporterin Nadia Kailouli hat bereits mehrfach über die zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer berichtet. Zuletzt erlebte sie an Bord der Sea-Watch 3 mit Kapitänin Carola Rackete eine unerwartete Odyssee, die zum internationalen Politikum wurde. Oft wird Kailouli vorgeworfen, in ihrer Berichterstattung nicht ausreichend journalistische Distanz zu wahren. Zu Recht?

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